Die Voraussetzungen sind ungünstiger geworden
Eine abgestorbene Volkskunst wird leider auch durch Pflege nicht viel lebendiger. Die Voraussetzungen dafür haben sich ja auch immer ungünstiger entwickelt. Es gibt keine Wirtshäuser mehr in den Dörfern, statt dessen Thuyenzäune und Fernseher. Die Lehrer haben sich als Träger einer dörflichen Kultur schon längst zurückgezogen. Ihren Teil zum Verschwinden der Volksmusik trägt sicher auch die musische Erziehung an den Volksschulen bei. Singen war für unseren Vater, der als Rektor einer Dorfschule mit den Kindern sehr viel musizierte, genauso wichtig wie Rechnen. Den wenigen Lehrern, die überhaupt noch Kinderlieder wie „Henderl Pipi“, „Hinter meim Vodan sein Stodl“ und was wir als Kinder so lernten, läßt der Leistungsdruck und das Kürzen musischer Unterrichtsstunden heute weniger Spielraum. Die Bereitschaft, sich nach dem Unterricht am Nachmittag noch die Last von Kindersinggruppen aufzubürden, ist kaum mehr vorhanden. Außerdem wohnen ja viele Lehrer gar nicht mehr in dem Dorf, in dem sie unterrichten, was die früher übliche Bindung an das kulturelle Leben dort stark reduziert.
Eine große Schwierigkeit bedeutet das Verschwinden des Dialekts, der in seiner regionalen Vielfalt ein wichtiges Merkmal der Volkslieder ist. Bei einer Unterhaltungssendung des Bayerischen Rundfunks kürzlich sagten „Dingsda“ - Kinder zur Beschreibung der Moderatorin Carolin Reiber: „Das ist doch die, die immer so bairisch spricht.“ Wer Carolin Reiber schon einmal erlebt hat, weiß, daß sich ihr bairisch auf „gell“ und das Wort „bißl“ beschränkt. Aber auch unter den „Dingsda“ - Kindern war kein einziges, das nur annähernd einen bayerischen Dialekt sprach. Vielleicht wäre das Singen bayerischer Kinderlieder auch eine Möglichkeit, die - wie uns immer wieder bei Auftritten in ganz Deutschland versichert wird - so schön klingende bayerische Sprache den Kindern wieder näherzubringen.