Volksmusik-Glossar

Wenn du wissen willst, was „Boarischer“, „Zwiefacher“ oder „Gstanzl“ wirklich bedeuten

In der Welt der traditionellen Volksmusik wimmelt es nur so von besonderen Begriffen, Redewendungen und Ausdrücken, die nicht jedem sofort geläufig sind – vor allem dann nicht, wenn sie aus dem Dialekt stammen oder tief in der Musikantentradition verwurzelt sind.

Unser Glossar hilft dir dabei, dich schnell zurechtzufinden: kompakt erklärt, verständlich formuliert und praxisnah. Ideal für Einsteiger ebenso wie für erfahrene Musikanten, die ihr Wissen auffrischen oder vertiefen wollen.

Uns - Zwi

U

Unser oide Kath

Unser oide Kath zählt zu den einfachen → Zwiefachen. Bekannt wurde er durch Josef Eberwein von den Dellnhauser Musikanten. Laut GEMA-Datenbank ist für dieses Lied die Schutzfrist bereits abgelaufen. Beim Bayerischen Landesverband für Heimatpflege kann man das Liedblatt kostenfrei herunterladen.

  1. Unser oide Kath mecht aa no, aa no,
    unser oide Kath mecht aa no oan.
    Wart’ no a bissl, wart’ no a bissl, kriagst scho, kriagst scho,
    wart’ no a bissl, wart’ no a bissl, kriagst scho oan.
  2. Unser oide Kath, die hot iatz, hot iatz,
    unser oide Kath hot iatz an Mo.
    Hinkt hoit a bissl, schiaglt a bissl, tuats grod, tuats grod.
    Hinkt hoit a bissl, schiaglt a bissl, tuats grod no.

Quelle: Recherche Dieter Kuttenberger

V

Volksmusik

Volksmusik ist traditionelle, häufig schriftlos überlieferte Musik. Sie ist für bestimmte Regionalkulturen charakteristisch oder wird dafür gehalten. Sie umfasst Volkslieder, instrumentale Stücke und Musik für Volkstanz.

Gegenüber der Kunstmusik mit ihren professionellen Komponisten und hoch ausgebildeten Ensembles ist die Volksmusik zuerst eine Angelegenheit von Laien. Ferner ist die Kunstmusik fast ausschließlich Aufführungssituationen verpflichtet – also einer strikten Trennung in Publikum und Ausführende. Die Volksmusik lebt dagegen wesentlich von gegenseitiger Interaktion.

Im alpenländischen Raum wird der ländlich-bodenständigen Volksmusik auch im Rundfunk viel Raum gegeben. Sie wird von der schlagerorientierten, volkstümlichen Unterhaltungsmusik oft streng geschieden. Deshalb bezieht sich der Begriff Volksmusik in diesen Gegenden meist nur auf handgemachte Folklore mit mundartlich vorgetragenen Liedern und tradierten Volksmusikstücken.

Zur alpenländischen Volksmusik gehören unter anderem Walzer, Polka, Marsch, Ländler, Boarische, Mazurkas, Schottische, Zwiefache, aber auch Menuette, Tanzstücke, Balladen und die couplethaft vorgetragenen Gstanzln und Schnaderhüpfeln. Im bairisch-alemannischen Raum und in Österreich ist der Jodler verbreitet, Sonderformen sind der im Bayerischen Wald beheimatete Arienjodler oder der in alemannischen Alpengegenden (Schweiz, Allgäu) vorherrschende Naturjodler, der mit seinen eingängigen Harmonien auf Instrumentalbegleitung weitgehend verzichtet. Auch in allen anderen deutschsprachigen Gebieten und bei den traditionellen Minderheiten in Deutschland wird traditionelle Volksmusik gepflegt, vor allem an der Nordseeküste auf Plattdeutsch.

Als Volksmusik bezeichnet man auch die tradierte Musik anderer Völker, z. B. aus Irland, wie Irish Folk und aus den USA, wo es mehrere Richtungen von Country-Musik gibt. Auch der griechische Rembetiko, jiddische Musik (vor allem aus Osteuropa) sowie Zigeunermusik zählen zur Volksmusik. Letztere ist unter anderem bekannt für den spanischen Flamenco.

Quelle: Wikipedia

Volkssänger

Die Volkssänger hatten ihre große Zeit etwa zwischen 1850 und 1930. Allein in München hat es um 1850 über 800 Volkssänger gegeben. Sie waren die Stars des 19. Jahrhunderts und sangen außer in München vor allem auf Brettlbühnen in Berlin und Wien. In den Singspiel- und Bierhallen hatte sich eine Art Subkultur fürs einfache Volk herausgebildet. Bayerische Vertreter sind August Junker (»Der Stolz von der Au«), Alois Hönle (»Der Fensterputzer Kare«), Michel Huber (»'s boarische Bier«), Weiß Ferdl (»Ein Wagen von der Linie 8«) und Karl Valentin (»Ja, so warn's die alten Rittersleut'«), Bally Prell (»Die Schönheitskönigin von Schneizlreuth«), Ida Schumacher (»Trambahnritzenreinigungsdame«) und Kathi Prechtl (»Die Perle vom Lande«).

Heute gibt es zwei Weisen, in denen das Volkssängertum weiterlebt: in einer Pflege der alten Lieder und einer neuen musikkabarettistischen Ausprägung.

Quelle: Bayrischer Rundfunk

Volkstümliche Musik (TV)

Drittklassige Schlager, die mit Volksmusik soviel gemein haben wie ein zerknittertes Fanposter mit dem leibhaftigen Star. Meist dargeboten von hampelnden und trampelnden Gestalten, die mit verbissenem Bühnengrinsen die Lippen meist asynchron zum Playbackgeplärre bewegen …

Quelle: Thomas Wieczorek, »Die verblödete Republik« erschienen im Knaur Verlag

W

Wechselbass

Der Wechselbass ist ein einfacher und beliebter Basslauf in vielen Musikrichtungen wie Alpenländische Volksmusik, Blues, Country, Schlager, Marschmusik u. v. m.

Das Prinzip besteht darin, als Basston im 4/4-Takt auf den Zählzeiten 1 und 3 den Grundton und auf 2 und 4 den Quintton zu spielen. So wechselt der Bass also zum Beispiel bei einem A-Dur-Akkord zwischen »A« und »E« oder »e«. Nicht selten ist der Wechselbass eingebettet in einen Basslauf, der beispielsweise vor einem Akkordwechsel auf die neue Tonart hinführt. Möglich sind auch Wechselbässe, bei denen zwischendurch (auf 2 oder 4) die Terz im Bass ist.

Quelle: Wikipedia

Wechseltönigkeit

Die Wechseltönigkeit ist eine Eigenschaft von → Handzug­instrumenten, bei denen Töne durch freischwingende, durchschlagende Zungen erzeugt werden. Wenn beim Zusammendrücken des Balges pro Taste ein anderer Ton erklingt als beim Auseinanderziehen, spricht man von Wechseltönigkeit. Ein Handzuginstrument kann sowohl auf der Diskant- als auch auf der Bass-Seite wechseltönig sein, jedoch nicht zwingend auf beiden. 

Weise

Mit Weise ist eine Melodie gemeint, die der Duden als „kurze, einfache Melodie“ beschreibt. Beim Weisenblasen geht es nicht nur um das Spielen einer Melodie. Es geht um eigens arrangierte Sätze oder bei geübten Musikern um das freie, mehrstimmige Spiel.

Gepflegt wird Weisenblasen meist von kleinen Bläsergruppen von zwei bis sieben Bläsern, die oft ihre Heimat in der örtlichen Blasmusik haben. Der typische Klang ist allein von den Noten nicht abzulesen. Die Lieder oder Weisen werden dabei so gespielt, als ob sie gesungen würden. Das Lied, die Weise, lässt sich wunderbar auf einem Instrument interpretieren. Es braucht eine bestimmte Spieltechnik, die von erfahrenen Dozenten in Seminaren vermitteln werden können. Wenn man von einer Weise spricht, verbindet man dieses Wort mit Wohlklang, Einfühlungsvermögen, Herzlichkeit, Innigkeit und vielen anderen guten und schönen Eigenschaften.

Quelle: Musikschule Blaustein-Weidach, Anneliese Haas

Z

Zerrwanst
Zither
Alpenländische Zither in Salzburger Form
Foto: Wikipedia

Die heute gespielte Konzert-Zither ist ein Zupfinstrument mit kastenförmigem Korpus. Gegenüber der Buchtung liegt das Griffbrett mit 29 Bünden. Von den 42 Saiten sind die fünf Griffsaiten auf a a d g c gestimmt. Sie werden mit einem Metallring am Daumen der rechten Hand angeschlagen. Daneben verlaufen die die mit den Fingern gezupften Freisaiten, die in Begleit-, Bass- und Kontrabassaiten unterteilt werden und in Quinten und Quarten gestimmt sind.

Quelle: Urs Nydegger

Zwiefacher

Ein Zwiefacher ist ein Volkstanz, der vor allem in Niederbayern, der Oberpfalz, dem Ries (eine kleine Region in Bayerisch Schwaben) und im Schwarzwald verbreitet ist. »… von einer seltsamen Phantastik des künstlerischem Gestaltungswillens, der in diesem nordbayerischen Volke wirksam ist." (Die Zwiefachen/Felix Hoerburger 1956).

Diese Tanzform hatte ursprünglich in verschiedenen Regionen vor verschiedenste Bezeichnungen, wie Schweinauer (Ries), Schleifer, Übernfuaß, Mischlich (tschechisch Dvoják oder Dvoják s trojákem), Grad und Ungrad (Schwaben), Eintreten' (Oberpfalz), Neu-Bayerischer und vor allem Bairischer (tschechisch Baworak), was laut Kunz und Schmeller ursprünglich Bäuerischer Tanz bedeutete. Dies führte und führt manchmal zur Verwechslung mit dem Boarischen (Bayrisch-Polka). Im Schwarzwald sind die Bezeichnung Heuberger, Lange, Oberländer, Oberab oder Hippentänze gebräuchlich, im Sudetenland heißen sie Halbdeutsche oder Mischlich. In der nördlichen Oberpfalz wird der Tanz auch Dableckerter oder Tratzerter genannt wegen der für die Tänzer schwierigen Ausführung.

Der Zwiefache verbindet die traditionellen Volkstanzrhythmen, beziehungsweise die verschiedenen Tanzfiguren von 3/4 Walzertakt (Halbwalzer/Landler) und 2/4 Takt (Boarischer/Polka). Der Zwiefache wurde als Tanz auch in der Kunstmusik verwendet: Tanz (aus Carmina Burana) von Carl Orff. Die gespielte Form (Instrumentalversion) unterscheidet sich sehr oft zur gesungenen Form (Liedversion) eines Stückes. Ausgehaltene Töne werden in der Instrumentalversion ausgeschmückt. »Unser oide Kath« und »Leit, müaßts lustig sei« sind in Bayern bekannte Zwiefache-Tanzlieder.

Quelle: René Senn

Zwieseler Fink

Der Zwieseler Fink ist seit über 60 Jahren der wohl begehrteste Volksmusik-Wanderpreis Bayerns. Die Idee dieses Preises ging von Paul Friedl, genannt Baumsteftenlenz, aus. Die Stadt Zwiesel nahm die Idee auf und stiftete 1939 den Wanderpreis, der von dem Münchner Goldschmied Carl Weisshaupt geschaffen wurde. Er zeigt einen Fink auf einer Glaskugel.

Traditionell im September, am ersten Sonntag nach den Sommerferien, wird der Fink ausgespielt. Ermittelt wird der Finkenpreisträger durch Wertungsrichter, die vom Arbeitskreis Zwieseler Fink bestimmt werden. Es handelt sich um Frauen und Männer die dem Volkslied besonders verbunden sind. Bewertet werden die Stückauswahl, der Vortrag und der Gesamteindruck.

Quelle: Altbayerische Wirtshausmusi