Der Köpferl Sepp - Ein Volkssänger aus dem Oberland
Dieser Tage haben sie ihn hinausgetragen auf den Gottesacker in Kleinpienzenau. Der Himmel zeigte ein helles Blau, ein paar weiße Wolkerl dazwischen. Das hätte ihm gefallen, dem gestandenen Oberbayern, dem Josef Georg Eham, Austragsbauer zum Köpferl in Hofwies bei Miesbach.
Geboren wurde er im November 1932 in Kasten bei Hausham als viertes Kind des Landwirts Josef Eham und seiner Frau Katharina. In Hofwies wuchs er auf und konnte nach der Übergabe durch seinen Vater das elterliche Anwesen bewirtschaften.
Er war Bauer mit Leib und Seele. Daneben aber galt seine große Liebe der alpenländischen Musik und dem Volksgesang vor allem im Oberland. Die heimatlichen Stimmen, die er im ernsten Rahmen in kirchlichen Feiern und im fröhlichen Umfeld immer wieder hören durfte, bewegten ihn so stark, dass er selber begann, die Lieder und Weisen zu singen und auf seiner Gitarre zu begleiten. Zwei Freunde gesellten sich dazu, der Knörr Lenz aus Miesbach und der Berwanger Schorsch, Bauer zum Kistler in Großpienzenau. Es dauerte nicht lange und die Singgruppe der Pienzenauer Sänger ließ sich hören. Dort übernahm der Sepp die dritte Stimme und spielte mit der Gitarre so manches Lied aus dem musikalischen Volksschatz ein und begleitete es.
Die gesellige Zusammenkunft mit befreundeten Musikgruppen, die Unterhaltung, de Musi und da Gsang, das war nach der täglichen Arbeit die Freud des Köpferl Sepp. Es war kein Wunder, dass sich die Singkreise erweiterten, der Sepp und seine Peanzara lernten viele andere Gesangs- und Musikgruppen kennen, sie kamen mit weitum bekannten Sängern und Musikanten zusammen. Die Geschwister Röpfl aus Hausham, die Roaner Sängerinnen aus Oberdurham bei Elbach, der Sontheim Sepp aus Parsberg wurden enge Freunde und der Fanderl Wastl war ein behutsamer Ratgeber und Förderer. Die älteste Tochter vom Wastl, die Fanderl Moni, schreibt ganz traurig: „Ach, ich hatte den Kepfei so gern! Viele Jahrzehnte verbinden mich mit ihm und er hat seine Frau auch im Rahmen einer Fernsehsendung meines Vaters kennengelernt – ich kann mich noch genau erinnern. Er war einer von den Oberlandlern, die meinen Papa gemocht haben. Alle sterbn’s dahin ... aber wir, wir haben ihre Musi und ihren Gesang erlebt – das kann uns niemand nehmen.“
Der Sepp war einer, der die aus dem Herzen kommende Musik und die unverfälschten Klänge des Alpenlandes liebte. Es war kein Wunder, dass seine Frau Marianne aus demselben singenden und klingenden Umfeld kam. Sie war die zweite Stimme bei den Aschauer Sängerinnen. Sie wurde ihm eine treusorgende Frau und sie wurde die Mutter von zwei Kindern der Köpferlfamilie, der Regina und dem Sepp.
Der Köpferl Sepp starb nach kurzer, schwerer Krankheit, daheim auf seinem Hof im Kreise seiner Familie.
Dr. Frank Schubert