BfM goes folk

Berufsfachschule für Musik in Kronach bietet jetzt auch “Volksmusik” an

, Kronach [von Dieter Kuttenberger]

Neben den bewährten Fachrichtungen „Klassik“ und „Kirchenmusik“ kann ab dem Schuljahr 2021/22 auch die Fachrichtung „Volksmusik“ bei der oberfränkischen Berufsfachschule für Musik in Kronach belegt werden.

Das Angebot wird um drei interessante Fächer erweitert: die Theoriefächer „Geschichte der Volksmusik“ und „Grundlagen musikalischer Volkskunde“ sowie der fachpraktische Unterricht auf einem dritten Instrument.

Bezirkstagspräsident Henry Schramm, der seit August 2020 Vorsitzender des Zweckverbands ist, mit dem der Bezirk Oberfranken und der Landkreis Kronach den Sachaufwand der Schule gemeinsam tragen, begrüßt in diesem Ausbau des Unterrichtsangebots eine längst überfällige Verknüpfung verschiedener musik-, kultur- und heimatpflegerischer Förderengagements des Bezirks.
So unterhält dieser nicht nur gemeinsam mit den beiden anderen fränkischen Bezirken die Forschungsstelle für fränkische Volksmusik, sondern veranstaltet auch gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft für Fränkische Volksmusik – Bezirk Oberfranken e. V. das jährliche Oberfränkische Volksmusikfest.

Auch Landrat Klaus Löffler, der sich den Zweckverbandsvorsitz mit dem Bezirkstagspräsidenten im zweijährlichen Wechsel teilt, ist begeistert, neben dem Aufbau eines hochschulischen Bildungsangebots durch die Eröffnung des Lucas-Cranach-Campus nun auch einen weiteren Mosaikstein mit Seltenheitswert im Bildungsangebot des Landkreises Kronach anbieten zu können.

Bislang existiert die Fachrichtung „Volksmusik“ einzig an der oberbayerischen Berufsfachschule für Musik in Altötting. Nachdem sie dort in der Ausprägung „Bairische Volksmusik“ angeboten wird, soll der Fokus in Kronach nun einerseits auf der Fränkischen Volksmusik liegen sowie andererseits auf den Volksmusiken anderer Ethnien, Länder und Kontinente.

Getreu der Redensart, dass Tradition nicht als „Anbetung der Asche“ missverstanden werden darf, sondern als „Weitergabe des Feuers“ praktiziert werden muss, erwartet die Schüler*innen der neuen Abteilung also nicht nur eine fundierte Vermittlung fränkischer Kulturschätze, sondern auch das spannende Experiment einer ergebnisoffenen Kombination und Verschmelzung fränkischer Musik mit musikalischen Stilelementen aus aller Welt.

Was unter Bezeichnungen wie „Crossover“, „Weltmusik“, „Neue Volksmusik“, „Volxmusik“ oder „Tradimix“ auf dem Musikmarkt schon seit geraumer Zeit Furore macht und vor allem durch bayerische oder österreichische Ensembles und Solisten wie Haindling, Hubert von Goisern oder LaBrassBanda repräsentiert wird, soll nun auch für den fränkischen Norden Bayerns einen „musikalischen Kraftort“ erhalten.

Schulleiter Burkhart M. Schürmann liegt dieser kreative und experimentelle Aspekt der neuen Fachrichtung besonders am Herzen, und deshalb können als Hauptfach alle Instrumente belegt werden, die auch in der Fachrichtung Klassik möglich sind. Eine Beschränkung auf volksmusikalische Spezialinstrumente wie Hackbrett, Zither oder Akkordeon kam für ihn nicht in Frage. „Wenn wir das Neue in Stil, Form und Klang suchen, dann müssen wir natürlich zulassen, dass diese Art der Neuen Volksmusik auch mit Bratsche, Fagott oder Violoncello musiziert werden kann. Und besonders freue ich mich schon darauf, wenn fränkische Wirtshauslieder mit den bunten Klangfarben des orientalischen, lateinamerikanischen oder afrikanischen Instrumentariums zu neuem Leben erwachen.“

Denn auch das spezialisierte Instrumentalfach „Schlagzeug:Worldpercussion“, das neuerdings in Kronach belegt werden kann, spielt im Konzept der neuen Fachrichtung „Volksmusik“ eine interessante Rolle. Mit etwas Glück entwickelt sich also die oberfränkische Berufsfachschule für Musik, deren Spezialgebiet bislang eher die Alte Musik auf historischen Instrumenten war, in den nächsten Jahren zu einem Kreativ-Labor der Neuen Volks- und Weltmusik.

Quelle: Berufsfachschule für Musik Oberfranken

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