In der Diskussion um echte Volksmusik im Gegensatz zum volkstümlichen Schlager ist eines fix: Die Meinungen und Standpunkte sind völlig unterschiedlich und führen manchmal zu hitzigen Auseinandersetzungen. Was ist "echt", welche Aufgabe hat Volksmusik, gelten alte Traditionen, was ist authentisch und was kommerziell? Betrifft die Volksmusik die ländliche Bevölkerung oder ist sie eine nostalgische Ausdrucksform städtischer Sehnsüchte? Lauter Fragen, die seit Generationen in gleicher Weise gestellt werden und in diesen Tagen bei vielen Musizier-, Tanz- und Singwochen eine klingende Antwort finden. Eine große musikalische Bewegung findet sich in den vor allem durch die Jugend dominierten Blasmusikkapellen, die aufgrund ihrer ausgezeichneten Ausbildung den Bogen von der traditionellen Marschmusik über moderne Unterhaltungsformen bis hin zum symphonischen Orchester spannen. Aus diesen dörflichen oder städtischen Klangkörpern haben sich immer schon kleine Gruppen gebildet, die zur Finanzierung der eigenen Gemeinschaft oder aus persönlichen Gründen als Gebrauchsmusik zur Verfügung standen. Als Tanzmusik bei Hochzeiten und Bällen oder als Unterhaltungsformationen bei den Dorf-, Wiesen- und Zeltfesten. Dabei entwickelte sich mit technischer Unterstützung die sogenannte volkstümliche Unterhaltungsmusik, die fälschlicherweise als Volksmusik bezeichnet wird. Erste Gruppen, die über ihre Region hinaus eine mediale Verbreitung fanden, waren die Oberkrainer oder die steirischen Kernbuam bzw. einige Gruppen aus dem Zillertal. Sie arrangierten Weisen aus dem heimischen Spielgut, komponierten ins Ohr gehende Melodien und überhöhten ihr Erscheinungsbild mit nachempfundenen Trachten.
Eine völlig neue und gegenteilige Entwicklung finden wir nun bei vielen jungen Volksmusikanten, die bei "eing'sagten Tanzln" oder Wirtshausspielereien ihre traditionellen Wurzeln pflegen und aus altem Spielgut schöpfen. Darunter mischen sich neue Kompositionen, die sich aber der regionalen Spielweise unterordnen. Auch das Erscheinungsbild der Musikanten und der tanzbegeisterten Jugend hebt sich wohltuend von kitschigen Trachtenpärchen ab. Persönliche Eigenheiten werden durch besondere Frisuren und Kleidungsstücke unterstrichen - eine schön verzierte Lederne, ein passendes Dirndl und vor allem in Bayern als männlicher Aufputz ein schneidiger Hut.
Bertl Göttl, 07. August 2013, www.salzburg.com