Thema »Harmonika stimmen«
Liebe Forengemeinde,
da ich mich seit einiger Zeit intensiver mit der Stimmung von diatonischen Harmonikas (Steirische) beschäftige,
hätte ich dazu eine grundsätzliche Frage:
Wie ist es möglich Harmonikas auf a´440 Hz zu stimmen ?
Solange die Harmonika gleichstufig gestimmt wurde ist mir da ja noch klar, da die Abstände der Töne ja sozusagen gleich sind.
Wenn die zB G-C-F-B-Harmonika aber (eher) rein gestimmt wurde, müsste ja doch der jeweilige Grundton (zB G-C-F-
das Maß aller Dinge sein - oder ?
Gruß Michael
Hallo Michael,
irgendwie kapier ich deine Frage nicht. Nicht die Harmonika als solches ist auf 440 hz gestimmt. Der bei uns geltende Kammerton "A" hat 440 Hz. (Soweit ich weiß, weicht dies in Österreich und der Schweiz etwas ab). Wenn dann ein Instrument aus gehend von dem Kammerton "A" richtig gestimmt ist, kannst du mit anderen Instrumenten zusammenspielen. Dies hat mit der Harmonikastimmung - G-C-F-B oder auch F-B-Es-As nur insoweit was zu tun, daß der eine Ton "A" überall gleich ist. Die anderen Töne bauen darauf auf.
Der Begriff "rein gestimmt" bei der Harmonika bezieht sich meines Wissens darauf, inwieweit z.B. bei einer 3-chörigen Harmonika die 3 Töne voneinander abweichen. Z.B. das "A" = 440 hz - die mittlere Stimmzunge ist genau auf 440 Hz gestimmt - die 2. Stimmzunge ist dann z.B. auf 437 Hz und die 3.Stimmzunge auf 443 Hz gestimmt. Dadurch ergibt sich die Schwingung, die den Harmonikaton ausmacht. Je geringer der Abstand, je geringer die Schwingung (ist dann flache Stimmung).
Ich hoffe, ich hab jetzt nicht allzu viel Schmarrn verzapft, der Spezialist Christian Ammon wäre für deine Frage der Stimmung sicher der bessere Ansprechpartner.
Viele Grüße
Alois
Servus Michael,
deine Frage kann ich leider nicht fachmännisch beantworten.
Allerdings hoffe ich, wenigstens zwei Begriffsverwirrungen auflösen zu können, die sich nach meinem Verständnis eingeschlichen haben:
- Was du mit "gleichstufig gestimmt" bezeichnest, dürfte vermutlich die sogenannte "temperierte Stimmung" sein - im Gegensatz zur "reinen Stimmung".
- Und die von Alois erwähnte "Schwingung" heißt korrekt "Schwebung" oder "Tremolo".
So wie ich dich verstanden habe, suchst du nach dem korrekten Referenzton oder noch besser: den korrekten Frequenzen für reine Stimmung bei einer Harmonika, die rein, aber nicht in A sowie deren benachbarten Tonarten (E und D) gestimmt ist.
LG Walter
Hallo zusammen,
das mit den Stimmen ist recht kompliziert – darüber haben sich schon viele Menschen den Kopf zerbrochen.
Ich hoffe, ich kann Dir damit etwas weiterhelfen:
Der Kammerton „A“ wie du sagst, wurde 1964 vom georgischen Kammerorchester (welches 1962 entstand) in der Nähe von Düsseldorf auf 440 Hz „genormt“. Daher auch der Name „Kammerton“. Dieser wurde von mehreren Orchester, welche sich in dieser Zeit verwirklichten, übernommen (heute würden wir dazu sagen: „Daraus wurde ein Standard“). Wie Michael schon sagt, kann der Kammerton in Österreich oder der Schweiz etwas abweichen. Hier ist zu beachten, dass der Kammerton von 1964 auf die Resonanzeigenschaft von Süßwasser (Rhein) bezogen war. Dadurch wiederum entstand der Begriff „Rhein-gestimmt“. Auf Grund dessen ist darauf zu achten, wo die Stimmzungen ihren Feinschliff bekommen haben. Stimmzungen, welche z.B. am Tegernsee gestimmt wurden, sollten den gleichen Kammerton besitzen als solche, die am Rhein gestimmt wurden. Stimmzungen, welche nördlicher als Nordrhein-Westfalen gestimmt wurden, sind mit dem Material aus dem Süden Österreichs / Italien bzw. Slowenien gleichzusetzen (aufgrund der Salzwassernähe).
Ich hoffe, euch damit etwas weitergeholfen zu haben!
Herzlichste Grüße aus dem hohen Norden!
Martin
Und nie vergessen -> Nicht so viel tüfteln, sondern ÜBEN! ![]()
Anmerkung: "ACHTUNG WITZ"
(Danke Christian) ![]()
Grüß Dich Michael
Du hast schon recht:
Stimmt man wirklich rein, also nach ganzzahligen Frequenzverhältnissen, dann kommt a' als Sext von c' auf -15,6 Cent zu liegen. Würde man ohne vorher das Hirn einzuschalten, darauf aufbauend weiterstimmen, würde man das c' um diesen Betrag zu hoch stimmen. Das entspräche dann etwa 444Hz statt der beabsichtigten 440Hz. (Beim a' entspricht 1Hz näherungsweise 4Cent).
Bei normalen "Musikladen-Harmonikas" kommt das aber nicht zum Tragen. Sie werden in aller Regel stur gleichstufig gestimmt. Nur wenige Hersteller machen sich (so wie wir bei Ö) darüber hinausgehende Gedanken.
Viele Grüße
Christian
martin2565 hat in seinem humoristischen abgefasste Posting in seiner Kernaussage natürlich vollkommen recht. Trotzdem möchte ich anregen, es um Missverständnisse zu vermeiden zu löschen oder wenigstens eine Anmerkung "ACHTUNG WITZ" anzufügen.
Nicht dass irgend ein armes Kind mit diesen Angaben ein Referat in der Musikstunde hält und dann von der Lehrerin/dem Lehrer in der Luft zerrissen wird.
Christian
Hallo,
vielen Dank für eure Beiträge !
Sorry, wenn ich mich missverständlich ausgedrückt habe, aber Christian hat verstanden was ich meine.
Auf die rechnerischen -15,6 Cent beim c´ bin ich eben auch gekommen und wenn ich diese ganzzahligen Verhältnisse (bezogen auf die 2. Reihe-C) dann auf 1. Reihe-G, 3. Reihe-F und 4. Reihe-B umlege, kommen dabei z.B. 4 verschiedene a´raus. (Hätte dazu eine kleine selbst erstellte Tabelle uploaden wollen, habe es abe irgendwie nicht geschafft.)
Wie wird das Rein-Stimmen dann in der Praxis tatsächlich umgesetzt ?
Gruß Michael
Ja, dass ein Ton bei harmonischer Temperierung verschieden hoch auftritt liegt in der Natur der Sache.
Auf der Seite
http://members.yline.com/~arizona/intonation/intonation.htm
habe ich versucht, den Sachverhalt agewandt auf die Seitlpfeife darzustellen.
Viel Grüße
Christian
Hallo Christian,
sorry, dass ichdir erst jetzt schreibe - hatte leider keine Zeit fürs Forum.
Vielen Dank für den Link - sehr interessant was du da geschaffen hast.
Werde mich demnächst damit beschäftigen.
Melde mich wieder.
Gruß
Michael
